1:1 / Re-calculating Virtual Ratios / Opacity
Symposium | 23 Oktober, 2013
Die Vermischung des Phsyikalischen: Das Virtuelle basiert auf der ursprünglichen Gestaltung von symmetrischen Körpern, Partnern in einem proportionalen Austausch. Zwei Menschen sitzen auf den gegenübergesetzten Enden einer Wippe und das Brett bleibt horizontal. Ein Klick entspricht einem Verhalten. Eine wirkliche Person entspricht einer Online Identität. Realität: Darstellung?

Eine Dichotomy zu zerstören heißt einen Gegensatz zwischen gleichgewichtigen und früher gegenseitig ausschließenden Konzepten zu erzeugen. Trotzdem gibt es ein prototypisch philosophisches Problem - das Zerstören von tief verankerten Wertesystemen verdichtet sie meistens nur noch mehr. Ist die Trennung von Materiellem und Virtuellem wirklich nicht mehr vorhanden, oder ist es nur transparent gemacht worden? Je klarer das Glas zwischen dir und deiner virtuellen Existenz wird, desto schneller vergisst man, dass die virtuelle Welt ein Konstrukt ist, welches manipuliert werden kann unabhängig von der körperlichen Existenz.

Berechnet man das 1 :1 Verhältnis von Materiellem zu Virtuellem, vom Körper zum Selbst neu, könnten ungleiche, versteckte Kraftstrukturen sichtbar werden, selbst wenn es notwendig ist, eine explizite Dichotomie benötigt, damit das Verhältnis berechnet werden kann. Dies ist ein mathematisches Bemühen sowie ein phänomenologisches. Mathematischer gegenseitiger Ausschluss mag naturgemäß in der Architektur des Internets sein - Nullen und Einsen - aber ist es möglich mit der Verdrehung der Verhältnisse die wir uns vorstellen und theoretisieren, subjektive, körperliche menschliche Erfahrung in den Codes, in denen wir existieren, neu zu schreiben? Erfahrung ist nicht mathematisch. Der menschliche Körper ist nicht symmetrisch.

Organisiert von Evlia Wilk
Session 1 : Opacity

Participants include Jenna Sutela, Nadim Samman, Jesse Darling and Luke Munn

Frühe auf Text basierende Internetmedien streckten sich aus nach autonomen Raum und flexibler Identität. In dieser selbst aufgebauten Domain, dominiert von Rollenspielen und Chaträumen wo Anonymität und erfundene Identitäten herrschen, kann jeder sich nach seiner eigenen (gewünschten) Vorstellung präsentieren. Die Gemeinden, die entstanden, basieren auf eine beidseitig akzeptieren Fiktion, welche die Entstehung vieler Ichs in einem Körper zulässt.

Solche Cyber-Körper Freiheit wurde erstickt, als das Internet sich zu einer visuellen Arena entwickelte, in welchem wir einer ständigen Bildgebung, Überwachung und den Funktionsweisen der Informationswirtschaft unterliegen. Soziale Medienprofile sind bedrückend selbstdeutend. Heutzutage ist dein Onlineprofil festverankert mit deinem Körper - und die Bindung zwischen ihm und dir wird zunehmend transparenter.

Aber die back-end Strukturen der Social Media und Kommunikationssoftware sind vernebelt. Die Onlineidentität gebunden an verschiedene Plattformen wird konstant bearbeitet bei unsichtbaren Algorithmen, deine Daten werden gekaut und verdaut, deine Informationen herausgefiltert, ausgegraben und ausspioniert und vermarket mit einer unerbittlichen Geschwindigkeit. Andererseits gibt es eine entstehende Tendenz in Online Gemeinschaften in Richtung der Verschleierung des Selbst und dem nicht preisgeben von nicht rationalen Information.

Während in politischen Organisationen diese Tendenz die Form von Privatisierung, Datenverschlüsselung und anderen Methoden der Nutzung von Social Media annimmt, so ist es in der Kunst, die Wiederaneignung der New Age Philosophie, Mystik und okkulten Praktiken. Dies sind Dual-Taktiken der Undurchsichtigkeit im Angesicht des weit verbreiteten Zwanges, alles zu offenbaren.